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Wird das auch mal besser

Sorgen? Werden es mehr oder weniger?

    Letzte Woche ist unsere Erstklässlerin beim Turnen doof aufgekommen und trägt nun einen Gips. Irgendwas ist ja immer. Wird das auch mal besser? Mit diesem Thema setzt sich heute meine Gastbloggerin und „alte“ Freundin Frau Sabienes für uns auseinander, denn sie hat schon große Kinder. Viel Spaß beim Lesen ihres Textes, ich selbst musste immer wieder herzlich Lachen.

    Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen?

    Dieser saudumme Spruch begleitete mich während meiner kompletten Kindheit.
    In der Regel wurde er mir von meinen Erziehungsberechtigten mit hochgezogenen Augenbrauen verkündigt. In der Folge fühlte ich mich natürlich schuldig im Sinne der Anklage, weil ich gerade bei einer Lüge oder beim Stibitzen von Bonbons ertappt worden war.
    Manchmal versuchte ich dann hochzurechnen, welche noch schlimmeren Sorgen ich meinen lieben Eltern wohl in nächsten Jahren bereiten werde. Und sah Probleme auf mich zukommen.

    Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen … stimmt dieser Satz überhaupt?

    Meine persönliche Situation

    Meine fundamentale Verachtung gegenüber diesem „Lehrsatz“ hängt vielleicht mit meiner persönlichen Mama-Situation zusammen.
    Mein ältester Sohn kam mit einer Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte zur Welt und musste gerade in den ersten Jahren mehrfach operiert werden. Dadurch war er von Geburt an ein Sorgenkind der allerersten Güteklasse und zwar in allen Bereichen. Ich kann euch versichern, dass man gar keine größeren Sorgen haben kann, wenn das eigene Kind gerade in den Operationssaal gebracht wird.
    Irgendwann war der ganze Schrecken für uns alle vorbei und er konnte sich so wie jedes andere Kind entwickeln.

    Mein zweiter Sohn war ein vor Gesundheit und Niedlichkeit strotzende Vorzeigebaby und Vorzeigekleinkind. Auch mit ihm hatten wir große und kleine Sorgen. Aber sie waren nicht gestaffelt nach dem Alter. Sie waren anders.

    (Im Übrigen sind aus beiden gesunde, stabile und verantwortungsbewusste Erwachsene geworden. Das sage ich mal, damit ihr wisst, dass dieser Artikel gut endet.)

    Sorgen im Säuglingsalter

    Bei beiden Kindern hatten wir die üblichen Sorgen, die man mit temperamentvollen Säuglingen so hat. Ist ihm heiß? Ist ihm kalt? Hat er Hunger? Oder ist er mit der Gesamtsituation unzufrieden?
    Wer jemals über Stunden hinweg einen brüllenden Säugling durch das Haus getragen hat, weiß von was ich rede.
    Und welche Todsünden einem bei dieser Gelegenheit einfallen.

    Sorgen im Kleinkindalter

    Ich denke da an die ganzen Unfälle, die krabbelnde oder schon laufende Kinder so nach sich ziehen.
    Dazu kommen Trotzphasen, Zahnungsprobleme, Dauerquengeln und mehr. Irgendwie wird man nie fertig und sehnt sich nach einer Nacht, in der man mal durchschlafen kann.

    Sorgen im Kindergarten- und Schulalter

    Natürlich hat man in dieser Lebensphase der Kinder auch immer wieder Sorgen. Das fängt mit Krankheiten, Unfällen, Schulwahl, Schulproblemen an und endet heutzutage vielleicht bei den digitalen Medien.
    Aber immerhin können die Kids in diesem Alter ihre Nöte und Probleme ordnungsgemäß artikulieren. Man kann vernünftig mit ihnen reden und sie wissen zudem, wie der Kühlschrank aufgeht.

    Sorgen in der Pubertät

    Meine Mutter benannte die Pubertät immer als die „schlimme Zeit“. Mein Mann und ich fanden den Spruch: „Pubertät ist, wenn die Eltern schwierig werden!“ gut.

    Tatsächlich habe ich einmal gehört, dass ein Mensch niemals so sehr in Gefahr ist, Schaden an Körper und Seele zu nehmen, wie im Säuglingsalter und später in der Pubertät.
    Ein Säugling ist von seinen Eltern abhängig. Von ihrer Sorgfalt, ihrer Liebe und manchmal von ihrem detektivischen Spürsinn.
    Ein Teenager ist eher von seiner Umgebung und deren Einflüsse abhängig. Das betrifft hauptsächlich seinen Freundeskreis, seine Lehrer und Ausbilder und alle anderen Menschen in seiner Umgebung.

    Natürlich ist auch im Teenageralter die Liebe und der detektivische Spürsinn der Eltern gefragt. Aber was man seinem Kind nicht bis zum zwölften Lebensjahr hat klarmachen können, kann man nur schwer nachholen, wenn das Kind „voll krasse“ fünfzehn ist. Besonders wenn gerade die Kommunikation hauptsächlich aus Türenknallen besteht.

    Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen?

    Wenn ihr bis hier hin mitgelesen habt, seid ihr vielleicht nun verunsichert. Vielleicht habt ihr nun das Gefühl, dass es niemals besser wird.
    Aber ich möchte euch beruhigen, denn eigentlich hört sich alles schlimmer an, als es ist.

    Werden nun die Sorgen immer größer, je älter das Kind ist?
    Nein. Werden sie nicht. Aber sie verlagern sich. Für einen Teenager sind Dreimonatskoliken nicht mehr das ganz große Problem. Dafür leidet er vielleicht unter der unglücklichen ersten Liebe oder der letzten Mathenote.

    Hören die Sorgen jemals auf?
    Nicht wirklich. War man einmal Mama, wird man immer Mama (und natürlich auch Papa) bleiben.
    Ich persönlich mache mir oft Sorgen um meine Kinder, egal wie alt sie gerade sind. Aber ich habe gelernt, dass man sich nicht verrückt machen darf. Man muss die Verantwortung abgeben – nämlich an den jungen Menschen, den man erfolgreich groß gezogen hat.
    Gelingt einem das nicht, dann hat man wirklich große Kinder und große Sorgen.

    Fazit:

    Der Spruch: Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen“ gehört auf die Müllhalde der historischen Zitate, Abteilung „Altbackene Erziehungsmethoden des frühen 20. Jahrhunderts“.

    Kinder werden groß und erwachsen und erleben dabei verschiedene Entwicklungsschritte und Lebensphasen. Man kann als Eltern dies nicht aufhalten und schon alleine der Versuch sollte strafbar sein.

    Jede Lebensphase hat ihre schönen und schwierigen Zeiten oder Aufgaben. Es gibt Phasen, da waren wir alle ganz froh, als sie vorbei gewesen sind.
    Aber all die vielen anderen konnten und können wir ganz einfach genießen!

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