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Töpfchentraining

Das Töpfchentraining und seine Tücken

    Eines der vielen Streit-Themen von Eltern und Erziehungsexperten ist das Töpfchentraining, das auch unter den Begriffen „Sauberkeitserziehung“ und „sauber werden“ diskutiert wird.

    Wenn vor drei Generationen noch die Kinder mit einem Jahr am Tischbein festgebunden wurden, damit sie auf dem Töpfchen sitzen bleiben, gibt es heute das krasse Gegenteil: 5-Jährige die noch mit einer Windel herumlaufen, weil ihre Eltern bloß keinen Druck auf sie ausüben wollen.

    Ich bevorzuge hier den Mittel-Weg: Dem Kind das Töpfchen schmackhaft machen und dann eine Entscheidung für das Kind treffen und die Windel (erstmal nur tagsüber) weglassen. Denn diese Entscheidung kann es meiner Meinung nach nicht alleine treffen.

    Töpfchentraining, das klingt hart!

    Bei dem Begriff „Training“ denkt man sofort daran, sein Kind zu drillen und ständig aufs Töpfchen zu schicken. Für mich hat der „Trainer“ oder in meinem Fall die Trainerin, hauptsächlich die Aufgabe zu motivieren. Lob ist das A und O.

    Und auch wenn es falsch anmuten mag: Unsere Kinder wollen uns nicht nur nacheifern, sie wollen uns auch gefallen. Meiner Erfahrung nach, hat das „sauber werden“ auch ein bisschen damit zu tun, das die Kinder uns zu Liebe auf Töpfchen gehen wollen.

    Die gröbsten Fehler beim Töpfchentraining:

    Falsche Scham

    Gute Vorarbeit für das Töpfchentraining kann man schon in der Wickel-Zeit leisten. Einer der größten Fehler ist es, mit dem Thema Ausscheidungen nicht offen umzugehen. Das betrifft die eigenen Ausscheidungen und die des Kindes, die momentan noch in der Windel landen.

    Man sollte also beim beseitigen einer Stinker-Windel möglichst versuchen, NICHT das Gesicht zu verziehen, auch wenn es manchmal schwer fällt. Man vergisst es leicht, aber wenn man sich vor dem Geruch des Stuhlgangs ekelt, hilf es einfach durch den Mund zu atmen.

    Ein älteres Baby kann sich Reaktionen im Gesicht der Mutter merken und weiß, aha, das gefällt Mama nicht. Wie soll es da eine gesunde Einstellung zu seinen Ausscheidungen entwickeln?

    Die Badezimmer-Tür offen lassen: Auch beim großen Geschäft. Es muss einem nicht peinlich sein, wenn das Kind rein kommt und man gerade seinen Stuhlgang erledigt. Man sollte benennen was man gerade macht und ein Kind darf auch Anstrengung beim großen Geschäft sehen und bei Interesse auch das Ergebnis in der Toilette betrachten.

    Verfrühter Start

    Einige Eltern werden vielleicht schon früher feststellen, dass ihre Babies/Kinder anzeigen können, wenn die Blase oder der Darm voll sind. Nicht umsonst gibt es „windelfreie“ Babies. Und ich habe auch überhaupt nichts dagegen, wenn man sein Baby abhalten möchte und das auch rechtzeitig schafft…

    Aber wenn ich vom Töpfchentraining schreibe, dann meine ich die willentliche Kontrolle des Kindes seine Ausscheidung zurück zuhalten und rechtzeitig ein Töpfchen oder eine Toilette aufzusuchen. Um dies zu kontrollieren sollte das Kind ca. 26 Monate alt sein. Wobei eine Zahl eben eine Zahl ist und überhaupt nichts mit dem Entwicklungsstand des Kindes zu tun hat.

    Gute Anhaltspunkte sind hier die sprachliche und die motorische Entwicklung: Kann das Kind seine Hose alleine an- und ausziehen? Kann es Urin und Stuhlgang benennen (mit welchen Worten auch immer)? Kann es mit Worten ausdrücke, wie es ihm geht? (Bin müde, traurig etc.) Wenn diese Fragen mit JA beantwortet werden können, stehen die Chancen für einen gelungenen Töpfchen-Start sehr gut.

    Unbeständigkeit

    Man sollte sich gut überlegen, ob der richtige Zeitpunkt gekommen ist, die Windel tagsüber weg zulassen. Denn dann sollte man es auch konsequent durchziehen. Es verwirrt das Kind eher, wenn es dann doch zum Weggehen oder für die Betreuung wieder eine Windel tragen soll.

    Besser sollte man sich darauf einstellen, dass immer mal wieder etwas daneben gehen kann und genügend Wechselklamotten mitnehmen/mitgeben. Eine große Hilfe waren für mich auch die sogenannten Trainingshöschen, die zumindest ein paar Tropfen auffangen. Viele Kinder können dann nochmal einhalten und rechtzeitig aufs Klo gehen. So muss man gegebenenfalls nur die Trainingshose tauschen und nicht die gesamte Beinbekleidung.

    Demotivation

    Statt das Kind zu schimpfen oder zu bestrafen, wenn einmal etwas daneben ging, ist es besser es zu trösten mit Sätzen wie: „Oje, das war zu spät.“ – „Beim nächsten mal versuchen wir schneller zu sein!“ – „Nicht so schlimm: Das nächste mal klappt es bestimmt besser.“

    Sich auf den Lorbeeren ausruhen

    Auch wenn der kleine „Töpfchengeher“ schon einige Zeit lang zuverlässig das Töpfchen benutzt, sollte man trotzdem weiter loben. Es gibt oft Rückfälle (und das Problem hatten wir jetzt erst mit unserem Mausemädchen), weil das anfängliche Interesse und die Begeisterung am Töpfchen wieder nachlassen können.

    Ja es kann anstrengend sein, das Kind für jede einzelne Ausscheidung in hohen Tönen zu loben. Aber es zahlt sich aus! Was auch noch helfen kann, ist die Art der Ausscheidung zu kommentieren: „Oh das ist aber ein ganz helles Pippi.“ „Da hast du aber einen richtig großen Stinker gemacht!“ (Anregungen für Vergleiche findet man auch in diesem lustigen Video, z.B. hatten wir schon einen „Hasenköttel“ oder einen „Kuhflade“)

    Was man noch machen kann, ist ein Belohnungs-System einführen: Zum Beispiel kann man das Kind als kleine Belohnung für jedes mal, wenn das mit dem Töpfchen geklappt hat, einen Aufkleber aussuchen lassen. Hier gibt es günstige Sticker-Hefte**, mit denen man mehrere Wochen auskommen wird.

    Das „sauber sein“ als selbstverständlich betrachten

    Schwerer Fehler! Sauber werden ist für Kinder ein großer Meilenstein. Und steht in direktem Zusammenhang mit der analen Kleinkind-Phase, in der das Kind Loslassen und Selbstbestimmung lernt, Lust an der Kontrolle, Erkennen dass man seinen eigenen Willen durchsetzen kann. Deshalb sollten wir die Aufnahme des Kindes in den „geheimen Club der Töpfchengeher“ gebührend feiern (die Phrase stammt aus der Töpfchen-Folge** von „Der Bär im großen blauen Haus“).

    Zur Belohnung, dass es endlich klappt, kann man dem frisch gebackenen Töpfchengeher auch einen Wunsch erfüllen: Als es bei uns (nach den oben genannten Rückfällen) funktioniert hat, bin ich mit dem Mausemädchen einkaufen gegangen und habe ihr angeboten, sich ein paar schicke Unterhosen auszusuchen, sie wollte dann aber lieber ein Kleid haben, das sie auch bekommen hat. Später habe ich ihr dann immer wieder erzählt, dass sie dieses Kleid bekommen hat, weil sie jetzt so toll aufs Töpfchen geht.

    Seitdem haben wir so gut wie keine Unfälle mehr. Auch nachts ist das Mausemädchen schon länger zuverlässig trocken und Mitte April, also in zweieinhalb Monaten wird sie 3 Jahre alt. Angefangen haben wir mit ca. 2,5 Jahren.

    Hattet ihr auch Rückschläge beim Töpfchentraining? Wenn ja welche? Und wie habt ihr sie bewältigt?

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