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Auf der Mauer auf der Lauer…

    Meine Mädels wollen auf fast jeder niedrigen Mauer balancieren. Für mich sind diese kleinen Garten-Mauern eine Art Lebensretter, wenn es an einem schlechten Tag heißt: „Neeeinn, ich will nicht laaauuufen!“ Spätestens bei der ersten kleinen Mauer ist dieser „Lauf-Frust“ passé. Nur bei einer gewissen Mauer, der vielleicht schönsten Balancier-Mauer auf unserem Kindergartenweg, fühlte ich mich seit längerem „belauert“.

    Auf der Mauer balancieren verboten?

    Kennt ihr das Gefühl beobachtet zu werden? Ich hatte dieses Gefühl immer, wenn wir an dem Haus mit dem schönen grauen Mäuerchen entlang balancierten. Einmal stand dann die Bewohnerin, eine alte Frau, auf der Terrasse. Ich grüßte und erntet einen, meiner Meinung nach, „bösen Blick“. Wie wir einen Blick interpretieren, mag ja nicht immer den Tatsachen entsprechen:

    Meine Zwillingsschwester und ich haben beide Gesichtszüge, die schon als „griesgrämig“ interpretiert wurden, obwohl wir ganz neutral gucken. Und gerade alte Menschen, bei denen das Gesicht schon eingefallen ist, können „negativ“ wirken. Ein Beispiel: Bei einem Auftritt des Kinderchors im Altenheim, hatte meine 3-Jährige angefangen zu weinen: Vielleicht waren es für sie einfach zu viele „alte Gesichter“ auf einem Haufen?

    Zurück zur Mauer…

    Aber heute morgen bekam ich, als wir wieder über das Mäuerchen balancierten, ein ganz deutliches Signal: Ein lautes Klopfen von innen gegen die Fenster-Scheibe. Aus Reflex zog ich die kleine von der Mauer, die daraufhin anfing zu weinen. Ach verdammt: Will diese Frau wirklich nicht, dass die Kinder über ihre Mauer balancieren?

    Wir waren spät dran und ich wollte rechtzeitig zum Kindergarten kommen. Aber ich nahm mir vor, auf dem Rückweg zu klingeln und die alte Dame freundlich auf das „Mauer balancieren“ anzusprechen.

    Ist sie eine blöde Ziege?

    Natürlich machte ich mir so meine Gedanken. Ich hatte bereits negative Erfahrungen mit alten Menschen als Nachbarn gemacht. Hauptsächlich in meiner Kindheit. Vielleicht ja auch eher die Probleme meiner Eltern? Ich wollte unser Problem auf jeden Fall ansprechen, denn für mich stand ein entspannter Kindergartenweg auf der Agenda 😀

    Also klingelte ich bei der alten Damen und musste einer Gegensprechanlage antworten: „Ich bin eine Nachbarin und habe eine kurze Frage.“ Ich durfte eintreten und kam ganz freundlich zum Punkt: „Hallo, ich wollte sie einmal fragen, ob es sie wirklich stört, wenn die Kinder über ihre Mauer balancieren?“. „Hm, naja wir sehen es nicht gerne. Mein Mann hat schon gesagt wir hätten lieber einen Zaun aufgestellt.“

    Manche „Mauern“ muss man einreißen

    Ich erklärte ihr, dass die Kinder ja so gerne über diese kleinen Mäuerchen balancieren und dass es für sie die Höhepunkte sind auf ihrem Kindergartenweg. „Aber wenn sie herunterfallen, dann kriegen wir vielleicht noch Ärger.“ gab die Frau zu bedenken. Aha – daher wehte also der Wind. Ich versicherte ihr also, dass ich in dieser Situation die alleinige Verantwortung übernehme und erinnerte sie an unsere Kindheit:

    Wie oft haben wir uns als Kinder die Knie aufgeschlagen und sind trotzdem groß geworden. Und was hätten wir alles verpasst, wenn wir nicht auf Bäume und Mauern geklettert wären. Außerdem sehe ich bei einem 20cm hohen Mäuerchen keine all zu große Gefahr. Wir schwelgten noch ein bisschen in Erinnerungen und die Frau erzählte mir von ihrer 3-Jährigen Ekelin, die auch überall hochklettern möchte.

    Ja, manchmal werden die Mauern in unseren Köpfen aus Sorgen und Ängsten geboren. So auch bei der Frau die mein Kind vom Kletterturm holte. Was man als Angriff eines anderen empfindet, ensteht oft nur aus dessen Angst oder Mit-Verantwortungs-Gefühl.

    Alles Liebe, deine

    Ella von Herzkindmama.de



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